Auswinterung von Landschildkröten

Es kratzt und scharrt an allen Ecken und Enden. Die Köpfe ragen heraus. Hier und da auch schon die ganze Schildkröte. Manche Schildkröten sind noch eingegraben und schlafen, andere wiederum sind bereits bei Außentemperaturen unter 10 °C Grad unterwegs.

Ist die „tierische Eiszeit“ überstanden, müssen sich Landschildkröten erst sehr langsam wieder an die Wärme gewöhnen.

Dieser Vorgang dauert mind. drei bis vier Wochen.
Die Landschildkröte darf keinesfalls zu schnell ausgewintert werden Das kann multiples Organversagen und somit den Tod zur Folge haben.
Dieselbe Zeitdauer kann man ihnen auch bis zur ersten Nahrungsaufnahme geben.

Aber auch an der Stelle gibt es Ausnahmen, wie immer bei Schildkröten. ;-))

Gründe für eine vorzeitige Auswinterung

  • Landschildkröten, die aus welchem Grund auch immer, vor März ausgewintert wurden, sind entweder krank, oder halten aufgrund ihrer Herkunft nur eine verkürzte Ruhephase.
  • Der Grund für ein frühzeitige Auswinterung bei Landschildkröten, ist in aller Regel auf ein gesundheitliches Defizit einer Landschildkröte zurückzuführen. Dies kann viele Gründe haben.
  • In jedem Fall sollten sie nach einer Auswinterungsphase den Tierarzt aufsuchen.
  • Ein weiterer Grund sind sehr hohe Frühlingstemperaturen.
  • Kälteeinbrüche an Ostern und Pfingsten. Hitzerekorde im Sommer, lang anhaltende Wärme im Herbst. Milde Temperaturen an Weihnachten. Das sind Wetterbilanzen der vergangenen Jahre, die die Natur und die Tierwelt verändert.
  • Auf diese Phänomene werden sich auch die Halter von Landschildkröten in den kommenden Jahren vermehrt einstellen müssen. Die Ruhephasen von Landschildkröten verändern sich ebenso wie der gesamte Jahreszyklus.
  • So auch im März 2019. Einige Landschildkröten sind bereits seit einigen Wochen wach und aktiv

Wie wird ausgewintert?

  • Unter normalen Umständen wird eine Europäische Landschildkröte spätestens Mitte/Ende März ausgewintert.
  • Keinesfalls länger, da ansonsten die körperliche Entwicklung, das Wachstum und der Hormonhaushalt nicht ausgewogen ist.
  • Da wechselwarm, ist der Stoffwechsel bei zu langer Starre nicht ausreichend aktiv.
  • Schildkröten sind keine Kaltstalltiere.
  • Sind die Außentemperaturen im Februar bereits zweistellig, kann man davon ausgehen, dass die Landschildkröten deutlich früher die Starre beenden.
  • Ist das Thermometer im April noch immer einstelligen Bereich müssen wir mit künstlichem Licht und Wärme arbeiten.
  • Je nach Außentemperatur und geografischer Lage des Wohnortes (Schwäbische Alb oder Rheintal), werden die Landschildkröten in einem Teil Deutschlands früher wach als im anderen.
  • Schildkröten die sich im Kühlschrank aufhalten können dann ebenfalls ausgewintert werden.
  • Ein wärmeisolierendes Gewächshaus / Frühbeet ist die beste Übergangslösung. Das bietet ausreichend Schutz vor Wind und Regen/Schnee.
  • Der Eingang vom Frühbeet in die Außenanlage sollte bei Kälte versperrt werden.
  • Die Landschildkröten dürfen nur dann ins Freiland gelassen werden, wenn es die Außentemperaturen zulassen.
  • In der Station ist dies bei Windstille und ca. 18° C Außentemperatur der Fall.
  • Abends muss man die Tiere wieder ins FB/GH setzen, da sie aufgrund der sinkenden Abendtemperaturen sonst nicht schnell genug in die schützende Wärme gelangen.
  • Die Nachttemperaturen des Frühbeetes / Gewächshauses sollten äquivalent zum Überwinterungsortes sein.
  • Über die kommenden drei bis vier Wochen wird langsam die Wärme hochgefahren.
  • Idealerweise ist das Frühbeet oder Gewächshaus UV-durchlässig, also für Schildkröten geeignet.
  • Die Landschildkröten haben mind. 4-5 Monate auf Sonnenlicht verzichtet. Sie müssen jede Gelegenheit nutzen, außer über die Nahrung Vitamin D3 zu bilden. Das gelingt natürlich durch die UV-Strahlung.
  • Die Knochengesundheit und den Panzer benötigen Vitamin D3. Somit sind Landschildkröten auf die UV-Durchlässigkeit bei der Verglasung der Frühbeete/Gewächshäuser angewiesen. Es gibt nur wenig Hersteller in Deutschland, die diese Verglasung anbieten.
  • Einer der Hersteller ist die „Firma Beckmann KG / Allgäu“.
    https://www.beckmann-kg.de/Tierbedarf-1
  • Die Auswinterung erfolgt immer am Abend.
    Niemals bei Sonnenlicht
    Werden die Tiere bei Sonnenlicht (auch bei Kunstlicht) ausgewintert, kann es zu schweren Augenleiden im schlimmsten Fall zur Erblindung der Tiere führen.
    Die Schildkröten werden aus dem Winterquartier (Kühlschrank, Erdkeller, Garage usw. geholt und im Frühbeet in ein grabfähiges Substrat wieder eingegraben
  • DIE LANDSCHILDKRöTEN WERDEN NICHT GEBADET. Sie trinken eigenständig

Gesundheitscheck nach der Auswinterung

  • die Augen müssen klar und dürfen nicht verklebt sein
  • Keine Atemgeräusche
  • kein Sekret darf aus der Nase laufen
  • Schuppen und Haut auf evtl. kleine Risse oder Verletzungen prüfen
  • Kloake genau anschauen
  • Bei Panzerröte (kann viele Ursachen haben (Parasiten, Sepsis….) in jedem Fall Rücksprache mit dem Tierarzt halten.
  • Hat die Schildkröte Anzeichen einer Verletzung, Krankheit, Apathie oder großer Unruhe muss sie dem Tierarzt vorgestellt werden.

Ist ein Tierarztbesuch notwenig, muss der Schildkröte dennoch ausreichend Zeit für die Aufwachphase gegeben werden.

Versorgung nach der Starre

  • Frisches Wasser muss nun stets bereit stehen.
  • Heu und getrocknete Kräuter
  • Sepiaschalen, Gritsteine, Algenkalk usw.
  • Langsam Licht und Wärme zuführen.
  • Meine Regel pro Woche max. 5 °C mehr. Natürlich immer den Außentemperaturen entsprechend angepasst.
  • Elstein Strahler (nur Wärme kein Licht) und UV-Licht (hochwertige UV-Strahler) kommen anfänglich nur stundenweise zum Einsatz.
  • Beleuchtung vom Vorjahr auf Funktionalität prüfen. UV-Lampen erzeugen weiterhin Licht, auch wenn keine UV-Strahlung mehr vorhanden ist.
  • UV-Strahlung lässt je nach Brenndauer nach ca. 1,5 Jahren nach.
  • An die Nachtabsenkung der Temperaturen denken. Es wird nachts meist 8 – 10 °C kühler als am Tag.

Ernährung

  • Es gibt nur Empfehlungen, aber keine Regeln. Hängt von der Art, der Herkunft und der Individualität der Schldkröte ab.
  • Um die Verdauung in Ruhe in Gang zu setzen, beginne ich immer mit getrockneten Kräutern, bzw. mit Agrobs Pellets.
  • Diese werden gut vertragen und verdaut. Belasten den Organismus nicht.
  • Rohfaser sorgt für einen guten Start.
  • Wachsen im Gehege bereits frische Kräuter, werden die natürlich in kürzester Zeit weggefuttert.
  • Frisches Kräuterfutter bietet viele Nährstoffe, ist aber sehr eiweißreich. Zuviel führt zu Durchfall.
  • Abwechslungsreiche Ernährung sorgt für einen guten Start.
  • Wildkräuter werden in großer Vielzahl im Schildkrötenhandel angeboten.
  • Dort kann man auch gleich Sepiaschalen, Gritsteine und Algenkalk bestellen.
    http://schildkroetenfarm-speyer-shop.de
  • Mangelernährung oder einseitige Fütterung sorgt für körperliche Defizite

Russische Landschildkröten

  • Russische Landschildkröten/Steppenschildkröten sind nach der Winterstarre kaum zu bremsen.
  • Sie sind die Terrier in jeder Freilandanlage.
  • Das zeigt sich vor allem im Frühjahr. Ihre recht kurze Aktivitätszeit während des Jahresverlaufes sorgt dafür, dass diese Schildkrötenart nach der Starre den Jahreszyklus in kurzer Zeit durchleben.
  • Deren Anlage ist herkunftsbedingt sehr trocken zu halten.
  • Unbedingt rohfaserreiche Ernährung. Heu, getrocknete Kräuter…..
  • Das Futterangebot im Habitat ist nur für sehr kurze Zeit üppig.
  • Aber in dieser Zeit fressen sie einem die Haare vom Kopf.
  • Je nach Außentemperaturen ziehen sie sich im frühen Sommer zur Ästivation (Sommerruhe) zurück. Die Ästivation beträgt einige Wochen.

Vorbereitungen im Gehege und Frühbeet

  • Spätestens jetzt ist Zeit das Gehege in Schuss zu bringen.
  • Der Boden übersäuert im Jahresverlauf.
  • Durch Starkregen und im Tagesverlauf durch Reinigungsarbeiten wird Bodensubstrat abgetragen.
  • Erde setzt sich.
  • Kiesflächen sollten kontrolliert werden
  • Böden mit Nährstoffen versehen
  • Dolomitkalk kann nun im Gehege ausgebracht werden. Es sollte aber mindestens 2-3 Tage anschließend stark regnen. Dann dringt der Kalk ins Erdreich ein.
  • Stark wachsende Pflanzen bekommen Ihren Rückschnitt.
  • Gräser wurden bereits im Februar beschnitten.
  • Taglilien und Funkien können von den abgestorbenen Blättern befreit werden.
  • Gehegestruktur überdenken
  • Sind ausreichend Versteckmöglichkeiten vorhanden?
  • Sonnenplätze schaffen
  • Genug Schattenpflanzen kaufen
  • Wenn Neusaat vorgesehen ist, gutes und hochwertiges Saatgut wie oben beschrieben kaufen.
  • Die Samen nach Anleitung ausbringen.
  • Den Boden dementsprechend vorbereiten.
  • Schlupflöcher in der Anlage nicht provisorisch, sondern richtig reparieren. Alle Schildkröten kennen die Provisorien und finden den Ausgang
    Das Frühbeet sollte spätestens jetzt geprüft werden.
  • Dabei Kabel, Stecker, Steckdosen, Lampen, Beleuchtung kontrollieren
  • Ihnen und Ihren Landschildkröten wünsche ich einen guten Start in die kommende Schilkrötensaison