Entwurmung von Landschildkröten

Fachbeitrag von Tobias Friz 2019
Reptilienfacharzt
http://tierarztpraxis-voehringen.de

Wieso entwurmen?

In annähernd jedem Schildkrötenbestand lassen sich sogenannte Oxyuren bzw. Oxyuriden – Rundwürmer, auch Pfriemenschwänze genannt – nachweisen. Diese bewohnen den Verdauungstrakt der Schildkröten und ernähren sich von dessen Inhalt. Somit eigentlich recht harmlose Würmer, die sich jedoch durch eine enorme Vermehrungsrate auszeichnen. Zudem benötigen diese Würmer keinen Zwischenwirt, d.h. der Wurmbefall in den Schildkröten kann in relativ kurzer Zeit solche Ausmaße annehmen, dass dieser dann doch zu gesundheitlichen Problemen führt. Insbesondere die winterliche Ruhephase ist diesbezüglich recht kritisch.

Mit der Entwurmung versucht man diesen Wurmbefall zu reduzieren, d.h. die Zahl der Würmer im Darm zu verringern. Eine vollständige Entfernung dieser Würmer ist nicht möglich, glücklicherweise aber auch nicht erforderlich.

Wann entwurmt man am Besten?

Der geeignetste Zeitpunkt hierfür sind die Sommermonate, da in diesen die Schildkröten aktiv und bei gutem Allgemeinbefinden sind, große Mengen Futter zu sich nehmen und somit auch regelmäßig Kot absetzen. Dieser Kotabsatz ist für die Entfernung der durch die Entwurmung getöteten Würmer aus dem Darm essentiell.

Welches Wurmmittel ist geeignet?

Zur Reduktion der Oxyuriden eignen sich v.a. Fenbendazol und das Kombinationspräparat Febantel/Pyrantelembonat. Beide werden sehr gut vertragen, beide beeinträchtigen nicht die Darmflora und für beide Wirkstoffe liegen Studien vor, die die Wirksamkeit dieser Wirkstoffe gegen diese Parasiten bestätigen.

Wie werden diese Wurmmittel verabreicht?

Beide Wurmmittel liegen in flüssiger Form vor und werden oral verabreicht. Diese Gabe funktioniert bei Geduld und Übung in den allermeisten Fällen und hat den großen Vorteil, dass eine exakte Dosierung möglich ist und Nebenwirkungen somit so gut als möglich ausgeschlossen werden können. Darüber hinaus gelangt der Wirkstoff unmittelbar an den Ort des Geschehens, in den Darm.

Genügt eine einmalige Entwurmung?

Einmalige Entwurmungen haben in vielen Fällen leider nicht den erhofften Effekt. Dies liegt daran, dass sich Oxyuriden durch eine sehr hohe Reproduktionsrate auszeichnen, d.h. Sie legen sehr viele Eier. Und gegen diese Eier wirken die Wurmmittel nicht. Aus diesem Grund empfiehlt es sich eine zweimalige Entwurmung vorzunehmen. D.h. bei der Wiederholungsgabe kann der Wirkstoff bereits gegen die nächste Wurmgeneration wirken, so dass ein nachhaltigerer Effekt erzielt werden kann.

Gibt es nicht auch noch andere Parasiten?

Oxyuriden sind die häufigsten im Kot der Landschildkröten nachzuweisenden Würmer, wobei es sich hierbei um eine recht vielgestaltige Gruppe unterschiedlichster Pfriemenschwanz-Arten handelt. Darüber hinaus finden sich gelegentlich auch deutlich seltenerere Wurmarten wie Spulwürmer (Askariden), Atraktiden usw. Auch Einzeller wie Geißeltierchen (Flagellaten, Hexamiten etc.) spielen als Darmparasiten eine Rolle und gegen diese Parasiten wirkt die oben genannte Entwurmung nicht.

Braucht man somit nicht eigentlich eine Kotuntersuchung?

Grundsätzlich sind regelmäßige Kotuntersuchungen absolut sinnvoll und bei Krankheitssymptomen (Durchfall, übelriechender Geruch des Schildkrötenkots, Blähungen, Abmagerung bzw. Gewichtsverlust, Unruhe, Pressreiz, ständiges Ausschachten des Schildkrötenpenis etc.) unabdingbar. D.h. in diesen Fällen ist es ratsam eine frische Kotprobe einem reptilienerfahrenen Tierarzt (Fachtierarzt, Zusatzbezeichnung, Diplomate) oder einem reptilienerfahrenen tiermedizinischen Labor zukommen zu lassen, so dass rasch eine exakte Diagnose gestellt und ein Behandlungsplan entworfen werden kann.

Belegt eine Kotuntersuchung ohne den Nachweis von Wurmeiern eine tatsächliche Wurmfreiheit?

Leider nein. Einerseits werden Wurmeier nie kontinuierlich abgesetzt, d.h. es gibt immer wieder Phasen in denen mal mehr mal weniger Eier nachweisbar sind. Somit lässt sich aus der bei der Untersuchung erkennbaren Eizahl auch nicht auf die Zahl der in der Schildkröte lebenden Würmer rückschließen. Zum anderen gibt es lebendgebährende Schildkrötenwürmer, z.B. sogenannte Atraktiden. Bei diesen sind keine Eier im Kot nachweisbar, lediglich Wurmlarven können gefunden werden.